Exodus der Bienen: Sind Beiz-Staub und Pflanzenschutzmittel-verseuchter Boden Ursache für Bienensterben?
15. Mai 2008 11:02 Uhr | Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e. V.




Utting - „Die Ursache des aktuellen, massiven Bienensterbens entlang des Oberrheins soll noch unklar sein?“, staunt Manfred Hederer, Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbs-Imker-Bunds, die Vertretung der erwerbsorientierten Imker, beim Lesen der Presseerklärung des Landwirtschaftsministeriums in Baden-Württemberg . „In allen bisher untersuchten Proben der verendeten Bienen ist der Wirkstoff Clothianidin, ein für Bienen und andere Insekten bereits in geringsten Mengen tödliches Nervengift, gefunden worden!“, so Hederer. „Das ist, als ob man einer Leiche mit einem Messerstich ins Herz Tod durch einen Magen-Darm-Virus bescheinigt.“

Clothianidin wird als Beizmittel u. a. für Maiskörner, die seit wenigen Wochen am Oberrhein ausgesät werden, verwendet. Mit der Maisaussaat begann das Massensterben der Bienen. Mehr als 7.000 Völker sollen mittlerweile betroffen sein. Die Stäube, die bei der Mais-Aussaat entstehen, können auf blühende Pflanzen auf Nachbaräckern und Waldränder abdriften und werden dort von den Bienen aufgenommen und in den Bienenstock transportiert. Die Trachtbiene nimmt dabei das Gift als erste auf. Clothianidin bindet sich irreversibel an die Nervenzellen des Insekts, die Folge sind Krämpfe bis zum Tod. Schaufelweise müssen die badischen Imker derzeit diese Bienen vor den Fluglöchern ihrer Völker entsorgen.
Was dann an Gift noch im Bienenstock abgeliefert wird, wird an die Brut verfüttert. Das stellen die Imker gerade jetzt, zwei Wochen nach dem ersten Auftreten der Vergiftung, in den Völkern fest, die als erste massives Flugbienensterben hatten. „Wir finden tote Jungbienen, die es nicht mehr schafften, aus ihren Zellen zu schlüpfen. Wir finden abgestorbene Larven. Es ist aber definitiv keine Bienenkrankheit!“, so Imkermeister Klaus Waidele aus Zell am Hamersbach, der als einer der ersten auf das Bienensterben aufmerksam machte.

Neben den Beizstäuben tickt unter Umständen eine Zeitbombe im Boden selbst, vermuten die Berufsimker und fordern ein umfassendes Probenpaket vom Landwirtschafts-ministerium Baden-Württemberg. Bereits vor der Zulassung von Clothianidin in 2006 wies der Berufsimkerverband das für die Zulassung zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit darauf hin, dass Clothianidin ein Wirkstoff ist, der sich jahrelang im Boden in relativ hohen Konzentrationen halten kann. Dies haben internationale Studien belegt. Andere Länder haben daher die Zulassung von Clothianidin verweigert.

Intensiver mehrjähriger Maisanbau auf den gleichen Flächen, ohne Fruchtwechsel, erfordert massiven Pflanzenschutzmittel-Einsatz. Clothianidin ist seit 2006 auf dem Markt für Mais, Raps und Rüben. Wieviel von diesem Gift sich seither in den badischen Äckern angesammelt hat, muss jetzt dringend geklärt werden. Nicht nur die Bienen sterben, auch Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten sollen betroffen sein.

Videofilm über das Bienensterben am Oberrhein und Photos unter www.berufsimker.de


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Manfred Hederer
Hofstattstr. 22 a
86919 Utting am Ammersee
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Fax: 0049 (0) 88 06 / 92 23 21
E-Mail: info@berufsimker





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