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Der Zug der islamischen Seelsorge nimmt Fahrt auf
19. Juli 2010 11:16 Uhr | Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog e. V.


Fachtagung bestätigt Notwendigkeit islamischer Seelsorge in Notsituationen

Mannheim - Das Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog e.V. hat in Kooperation mit der Evangelischen Akademie der Pfalz und der Union muslimischer Theologen/innen und Islamwissenschaftler/innen e.V. erfolgreich die ersten beiden Ausbildungsgänge in islamischer Notfall- und Krankenhausseelsorge durchgeführt.

Bei der Tagung „Wenn die Seele Leid erfährt – islamische Notfall- und Krankenhausseelsorge im Aufbruch“ vom 11. bis 13. Juni 2010 in Enkenbach bei Kaiserlautern wurden nach 24 Kurstagen und Praktikumsphasen die Zertifikate an die 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus fünf Bundesländern überreicht.

Inhalte der Ausbildung waren, angelehnt an die Qualitätsstandards der Träger, u. a. Krankeit, Sterben, Tod und Jenseitsvorstellungen im Islam, islamische Bestattungsvorschriften, die Organisation und die Einsatzbedingungen in Krankenhäusern und Notfallorganisationen, die seelsorgerliche Gesprächsführung, Sterbe- und Trauerbegleitung, die Betreuung von Angehörigen und der Umgang mit depressiven und mit traumatisierten Menschen, ebenso von Angehörigen und Hinterbliebenen bei unerwarteten Ereignissen wie Unfall, Kindestot oder Suizid. Mit dieser Ausbildung können die muslimischen Seelsorgerinnen und Seelsorger ohne Zweifel in die bestehenden Organisationen integriert werden.

Die Fachtagung mit knapp 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Krankenhaus- und Notfallseelsorge, von Kirchen und Städten, islamischen Verbänden und Moscheevereinen ist mit ihrer Themen, den Gruppenarbeiten und den Möglichkeiten zu Kontakten und Austausch sehr gut angenommen worden.

Verbindendes aus den Traditionen der Seelsorge in den monotheistischen Religionen zu erkennen, vom Stand und Gang der Praxis und den Bemühungen um die Etablierung einer islamischen Seelsorge mit den tatsächlichen Hindernissen und offenen Türen zu erfahren und über die Nahtstellen zwischen Seelsorge und Gesundheit zu diskutieren, das hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weit über das offizielle Programm hinaus bewegt.

In Vorträgen über die Situation in Holland, Österreich und die Türkei wurde deutlich, wo diese Staaten und Gesellschaften zur Seelsorge stehen. Festzuhalten ist, dass Holland, immer schon interkulturell und interreligiös ausgerichtet, am weitesten ist, d. h., entsprechend besetze Teams in Krankenhäusern und Notfall- und anderen Organisationen dort selbstverständlich sind. Zum Erstaunen anders in Österreich, wo es trotz Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts seit 1980 und weiter zurückliegend mit dem Islamgesetz von 1912 keine Gesetzeshürden zu nehmen gibt. In Österreich hat die islamische Seelsorge den Stand wie hier bei uns, befindet sich im Aufbruch.

Was Dr. Georg Wenz von der Ev. Akademie zu den Ausbildungsgängen sagte, ist in weiten Teilen auch auf die Tagung zu übertragen: „Die Kurse hatten die Intensität von drei parallelen Seminaren. Neben den eigentlichen Themen wurde immer wieder innerislamisch um Auslegungen und Traditionen gerungen. Dazu kam eine intensive interreligiöse Begegnung, die mehr Vertrauen stiftete als ich in vielen Dialoginitiativen bisher erlebt habe.“ Und weiter zur Tagung selbst: „ So wie hier müssen wir aufeinander zugehen und pragmatische Lösungen für die Zusammenarbeit in der Seelsorge finden, aus der heraus auch die muslimischen Mitbürger in existenziellen wie schwierigen Lebenssituationen Beistand erfahren.“

Von Talat Kamran, dem Leiter des Instituts, war zu hören : “Wir Muslime sind in Deutschland angekommen. In vielen gesellschaftlichen Bereichen haben wir religions- bzw. kulturbedingte Bedürfnisse. Je mehr die Muslime sich nicht nur zu Wort zu melden, sondern auch Verantwortung übernehmen, desto besser wird sich das Zusammenleben in Deutschland gestalten lassen. Die Ausbildung für Krankenhaussselsorge und Nottfallseelsorge ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schritt. Ausserdem bietet sich so eine Möglichkeit, die traditionelle islamische Seelsorge neu zu endecken und wissenschaftlich und theologisch fundiert neu zu gestalten.”

Dr. Klaus Onnasch, Referent mit 35 Jahren Praxiserfahrung in der Seelsorge und besonders in der Trauerbegeleitung, sagte uns: „In der Seelsorge ist es notwendig, sich in die Situation der leidenden Menschen hineinzuversetzen und aus ihrer Sicht die Welt zu sehen. Bei schweren seelischen Verletzungen ist zunächst die Sprachfähigkeit eingeschränkt. Symbole und Riten aus der vertrauten Religion können dazu beitragen, Schmerzen und Not mitzuteilen und sie dadurch zu lindern. Deshalb trete ich für eine leiblich orientierte Seelsorge ein, die auch neue Erkentnisse der Neurobiologie einbezieht. Muslime und Christen können dabei in Praxis und Theorie voneinander lernen.“

Der Zug der islamischen Seelsorge nimmt Fahrt auf. Dazu werden sicher auch die vom Mannheimer Institut geplanten weiteren Ausbildungsgänge beitragen. Einhaltung der Qualitätsstandards und ein strenges, die Akzeptanz unterstützendes Auswahlverfahren sind wichtige zu nennende Kernpunkte. Hinzu kommt ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt: Das Mannheimer Institut ist innerislamisch neutral. Diese Ungebundenheit erlaubt es, über Verbandsgrenzen hinweg zu operieren und zugleich mit islamischen Vereinen und Verbänden zusammenzuarbeiten und die Zusammensetzung aus den verschiedenen muslimischen Bevölkerungsgruppen und islamischen Richtungen zu gewährleisten. Die so gestaltete Einbindung schließt einen richtungsgebenden Einfluss aus.

Auch für Kreise, Kommunen oder Krankenhäuser außerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar sind die Kurse interessant, sind diese doch so angelegt, dass sie in Ergänzung der Grundlagenvermittlung regionale oder lokale Organisationsstrukturen und andere Besonderheiten aufgreifen können. Entsprechend sollen künftig zwei Ausbildungsvarianten zur Wahl stehen: Die eine sieht vor, dass sich Interessenten direkt am Mannheimer Institut ausbilden lassen können. Die andere ermöglicht es, die Ausbildungen inklusive begleitenden Moderatorinnen bzw. Moderatoren unter Einbindung regionaler Referenten vor Ort durchzuführen.


Presse-Kontakt:

Mannheimer Institut für Integration
und interreligiösen Dialog e. V.
Jungbuschstr. 18
68159 Mannheim
Alfred E. Miess
Öffentlichkeitsarbeit - Tagungen - Seminare
Telefon 0621 - 437 14 002
E-Mail: alfred.miess@mannheimer-institut.de
Homepage: http://www.mannheimer-institut.de





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